Argan-Öl: Das „Gold Marokkos“ ist Pflegewunder und Existenzsicherung

Die Früchte des Argan-Baumes und die unermüdliche Handarbeit der Berberfrauen – das sind die Zutaten für das wertvollste Öl der Welt: das Argan-Öl. Besonders begehrt ist das sogenannte „Gold Marokkos“ in der Kosmetik und als Ingrediens in der gehobenen Gastronomie. Der Erfolg kommt nicht von ungefähr. Die Berber setzten das kostbare Öl schon vor Jahrhunderten als Heilmittel ein. Das kleine Anbaugebiet und die traditionell in Handarbeit erfolgende Gewinnung des Öls bedingen eine natürliche Verknappung und so kostet je nach Qualität ein Liter Argan-Öl zwischen 80 und 120 Euro. Werden industrielle Verarbeitungsmethoden eingesetzt, ist der Preis etwas niedriger.

Das Wundermittel Argan-Öl: Beliebt in Kosmetik und Küche

Seit sich die Vorzüge des Argan-Öls auf der ganzen Welt herumgesprochen haben, ist es zu einem der beliebtesten Produkte der Naturkosmetik geworden. Im Bereich der Kosmetik sorgt es pur oder als Zusatz für feuchtigkeitsspendende Pflege für Haut und Haar. Auch die Milderung der Symptome von Hautalterung wird ihm zugeschrieben.

In der gehobenen Gastronomie verleiht Argan-Öl jedem Essen das besondere Etwas. Außerdem soll es ein hochwirksames Mittel gegen erhöhte Cholesterin- und Blutdruckwerte sein und vorbeugend gegen Herz- und Gefäßerkrankungen wirken.

Wo kommt das „Gold Marokkos“ her? Herkunft des Argan-Öls

Die grüne Frucht umschließt den Kern, der wiederum in sich die Argan-Mandel verbirgt.

Die weltweit einzige Region in der Argan-Bäume gedeihen, umfasst ein etwa 80.000 Hektar großes Gebiet an der südlichen Atlantikküste im marokkanischen Südwesten. Bei den Bäumen handelt es sich um dornige Gewächse. Sie können bis zu zehn Meter hoch werden und gehören zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt. Seit Urzeiten sammeln Berberfrauen Argan-Früchte. Sie organisieren sich heute in Kooperativen und erzeugen das Öl nach alter Tradition in reiner Handarbeit. Diese ist hart und mühevoll: Um einen Liter Argan-Öl zu gewinnen, müssen die Frauen 30 bis 50 Kilo Früchte sammeln und diese fast zwölf Stunden bearbeiten. Das ist einer der Gründe, weshalb die Preise für das traditionell verarbeitete Öl so hoch sind.

Die Bäume selbst gehören dem Staat Marokko und stehen in einem Biosphären-Reservat, das 1998 von der Unesco für die Region ausgerufen wurde. Die dort lebenden Berber dürfen die Bäume schonend abernten, sie jedoch nicht abholzen.

Bei der dornigen Ernte im Einsatz: Meckernde Helfer

Die Ernte der Argan-Früchte ist außergewöhnlich schwierig und langwierig. Die Äste der Argan-Bäume sind rau, spröde und übersät mit harten Dornen. Deshalb müssen die Frauen mit viel Geschick pflücken, um sich nicht zu verletzen. Oder sie warten, bis die Früchte zu Boden fallen. Die Bäume können nicht, wie aus der Olivenernte bekannt, geschüttelt werden, da sie dadurch geschädigt werden. Es gibt jedoch auch noch eine dritte Erntemöglichkeit: In der kargen Region gehören Ziegen zum Leben dazu. Sie lieben die leckeren Argan-Früchte und klettern auf die Bäume, um sie zu fressen. So ernten sie ganze Bäume in wenigen Tagen geschickt ab, ohne sich an den Dornen zu verletzen. Da die Kerne der Früchte unverdaulich sind, scheiden die Ziegen sie unversehrt wieder aus. Dann kann die Verarbeitung zu Öl beginnen.

Die kleinen Erntehelfer haben keine Probleme mit den Dornen des Argan-Baums und sie klettern bis in die höchsten Wipfel.

Die tradtionelle Herstellung von Argan-Öl

Wenn die Früchte nicht von den Ziegen geerntet worden sind, muss zunächst das Fruchtfleisch entfernt werden. Dafür liegen sie zunächst zum Trocknen in der Sonne, anschließend lassen sich die Kerne gut herausschälen. Mit viel Kraft und Ausdauer knacken die Berberfrauen die harten Kerne mit einem Stein, um an die Argan-Mandeln zu kommen. Für Kosmetik-Produkte wird natives Arganöl eingesetzt, da es im Vergleich zum Öl aus gerösteten Nüssen nahezu geruchlos ist. Für das Speise-Öl werden die Mandeln auf dem offenen Feuer vorsichtig angeröstet.

Traditionell entsteht das Öl durch langes Pressen und Mahlen mit einer von Hand betriebenen Steinmühle. Die weltweit gestiegene Nachfrage hat allerdings dazu geführt, dass immer häufiger Pressmaschinen und chemische Extraktion zum Einsatz kommen. Um das traditionell hergestellte Öl vom industriell verarbeiteten zu unterscheiden, braucht es daher aussagefähige Zertifikate und zuverlässige Quellen.

Die Quelle des Argan-Öls ist entscheidend: Kooperativen zur Existenzsicherung für Frauen

Die Gewinnung von Argan-Öl war schon immer Frauensache. Es gibt zahlreiche Zusammenschlüsse von Frauen, die durch ihre Arbeit einen Beitrag zur Existenzsicherung der Familie leisten. Das Engagement dieser Zusammenschlüsse geht weit über die gemeinsame Gewinnung von Öl hinaus. Das Netzwerk der „Kooperativen Targanine“ ist nur ein Beispiel für weitere Kooperativen in Marokko. Sie wurde 1996 von Zoubida Charrouf, Professorin für Chemie an der Uni Rabat, gegründet und setzt sich für die Berberfrauen und den Erhalt des Argan-Baumes ein. Zoubida Charrouf hat eine eigene Stiftung zum Schutz des Arganbaumes und zur Förderung der lokalen und nachhaltigen Entwicklung ins Leben gerufen. Sie ist selbst im Südwesten Marokkos aufgewachsen und engagiert sich für die Ausbildung der Frauen und Mädchen dort. Zum Beispiel werden junge Frauen gefördert, da sie durch Kinderbetreuung arbeiten gehen können und weniger abhängig sind. Auch zinslose Darlehen und die Einführung einer Krankenversicherung gehören zu den Zielen des Netzwerks.

Frauen sitzen in einer Reihe und bearbeiten argan-Nüsse.
Die gemeinsame Arbeit ist nicht nur Broterwerb, sondern auch sozialer Kontakt.

„Soziales“ Argan-Öl kommt aus Kooperativen

Die hohe Nachfrage nach Argan-Öl ist für die Frauen-Kooperativen nicht nur gut. Der Preisdruck führt zum Einsatz industrieller Verarbeitungsmethoden, zu „gepanschtem“ Agran-Öl und beginnt, die Existenzgrundlage der Berberfrauen zu bedrohen. Daher ist es wichtig, beim Kauf genau hinzuschauen, woher das Argan-Öl stammt.

Mina Kharis aus Bonn-Bad Godesberg leitet die „Kooperativen Natur Produkte“, die sie vor zehn Jahren als Existenzgründerin ins Leben gerufen hat. Sie stammt aus dem Anbaugebiet im Südwesten Marokkos und pflegt seit Jahren intensiven Kontakt mit verschiedenen Frauenkooperativen, die sie berät und unterstützt. Inzwischen arbeiten auch ihr Mann und ihre Tochter im Unternehmen. Gemeinsam begleiten sie die Kooperativen bei ihrer Arbeit, insbesondere bei den Marketingmaßnahmen in Deutschland und den Nachbarländern. Die marokkanischen Frauen in dieser Kooperative, sind mit mindestens 50 Prozent am Gewinn beteiligt. 10 Prozent der Einnahmen fließen direkt an die Frauenkooperative für ihre sozialen Projekte. Dieses Modell gewährleitet, dass bei den Frauen ein erheblicher Teil des Gewinns ankommt und nicht in Konzernkassen verschwindet.

Qualität und traditionelle Herstellung: Argan-Öl nur von zuverlässige Bezugsquellen kaufen

Unternehmerin Mina Kharis steht ständig in Kontakt mit den Kooperativen und weiß genau, woher ihre Produkte stammen und wie sie hergestellt sind. Dieses Wissen wird immer wichtiger: Durch die enorm gestiegene Nachfrage nach dem „Gold Marokkos“ ist ein Schwarzmarkt entstanden, der den ausgezeichneten Ruf des Argan-Öls gefährdet. Zu horrenden Preisen werden mit billigen Pflanzenölen gestreckte und verschnittene Argan-Öle verkauft. Diese gepanschten Produkte enthalten nur sehr wenig traditionell gewonnenes Argan-Öl.

Doch gutes von schlechtem Öl zu unterscheiden, ist sehr schwer. Die Farbe lässt jedenfalls keinen eindeutigen Rückschluss zu, denn unverschnitten changiert diese zwischen gold und mittelbraun. Das kosmetische Argan-Öl ist heller, weil die Mandeln nicht geröstet wurden. Leider gibt es kein Siegel, das die Reinheit des Öls garantiert. Der Kauf von Argan-Öl ist und bleibt daher Vertrauenssache. Händler wie die Familie Kharis und andere, die den direkten Kontakt zu den Kooperativen vor Ort haben und Auskunft über Herkunft und Produktion geben, sind sehr sichere Quellen für reines Argan-Öl.

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