Do it yourself: Insektenhotel bauen aus alten Paletten

Dass Insekten in den letzten Jahren immer seltener geworden sind, können vor allem diejenigen bestätigen, die schon seit einigen Jahrzehnten ein Auto besitzen. Vor 20 Jahren musste die Windschutzscheibe noch sehr regelmäßig von plattgedrückten Fliegen und Co. gereinigt werden. Insektenverschmierte Scheiben sind heute kein großes Thema mehr. Das liegt unter anderem an Faktoren wie der intensiven Landwirtschaft mit ihren Monokulturen und chemischen Spritzmitteln. Mit dieser Anleitung können Sie ein Insektenhotel bauen und so einen Teil zum Schutz der Insekten beitragen.

Bevor wir ein Insektenhotel bauen: Wozu benötigen wir Insekten überhaupt?

Viele Insekten, vor allem jene, die wir mit einem Insektenhotel fördern, sind sehr wertvoll für das Ökosystem: So fressen beispielsweise Florfliegen, Marienkäfer, Schwebfliegen und Ohrkneifer Pflanzenschädlinge wie Blattläuse und einige Wespenarten dezimieren die Stechmücken. Außerdem sind viele „Hotelbesucher“ wichtige Bestäuber unserer Blütenpflanzen. Nicht nur Honigbienen sorgen für die Bestäubung, sondern auch zahlreiche Wildbienenarten und Hummeln sind daran beteiligt, dass wir reichlich Obst und Gemüse ernten können. Wildbienen sind übrigens ungefährlicher als Honigbienen, da ihre Stacheln zu schwach sind, um unsere Haut zu durchdringen. Im Gegensatz zu den staatenbildenden Honigbienen leben die Wildbienen allein.

Auch die Vogelwelt profitiert von einer großen Insektenpopulation, denn Insekten sind vor allem in der Aufzuchtphase der Jungen eine wertvolle Nahrungsquelle.

Insektenhotel bauen: Wie kann man damit den Insekten helfen?

Insekten benötigen bunte und artenreiche Blumenwiesen statt monotones Einheitsgrün. Immer mehr natürliche Lebensräume der Insekten verschwinden allerdings, unter anderem auch wegen unseres Ordnungsdrangs in Gärten und Städten. Die Wohnungen von Insekten (alte Mauern, Totholz, Hohlwege, Lehmtrockenhänge) sind in der aufgeräumten Natur selten geworden. Deshalb sind sie auf unsere Überlebenshilfe angewiesen: Mit diesem Insektenhotel können Sie Insekten eine Möglichkeiten zum Überwintern und zum Nestbau bieten.

In den Zwischenräumend er gestapelten Paletten entstehen die "Zimmer".
Die Paletten werden aufeinandergestapelt und mit verschiedenen „Hotelzimmern“ zum Nisten ausgestattet.

Der beste Standort für das Insektenhotel: ein Platz an der Sonne

Das Insektenhotel benötigt einen sonnigen Platz, damit die Gäste genügend Wärme bekommen. Eine Seite des Hauses sollte also möglichst vollsonnig in Richtung Süden ausgerichtet sein. Das ist vor allem für Wildbienen wichtig. Florfliegen lieben allerdings eher eine schattige Seite, sodass deren Nisthilfe (Stroh) beispielsweise auf der Ostseite des Hauses platziert wird. Wichtig ist, dass die Bewohner gut vor Regen und Wind geschützt sind. Daher sollte das Haus überdacht stehen oder selbst ein regenschützendes Dach (Dachpappe, Ziegel) haben.

Insektenfreundlicher Garten mit Pflanzen und dem Insektenhotel

Die eigentliche Gefährdung der Insektenwelt liegt nicht in erster Linie am Fehlen der Nistmöglichkeiten, sondern vor allem im Verlust der Nahrungspflanzen. Deshalb macht es Sinn, artenreiche Wildblumenwiesen anzulegen und diese teilweise erst im Herbst zu mähen. Und auch eine Hecke aus heimischen Sträuchern wie Hundsrose, Schlehe, Weißdorn oder Haselnuss ist ein Eldorado für die Nützlinge. Ein Zugang zu Wasser (beispielsweise einem Teich) erhöht die Attraktivität des Insektenhotels. Etwas feuchter Lehm wird von Wildbienen gerne genommen, um die Brutröhren zu verschließen.

Insektenhotel bauen und alte Paletten wiederverwenden

Der Aufbau des Insektenhauses ist relativ einfach und günstig. Aus gebrauchten Paletten lässt sich im Sinne von „Upcycling“ ein äußerst großes und luxuriöses Hotel bauen, das im Naturgarten zu einem echten „Hingucker“ werden kann. Gebrauchte Paletten, vor allem Einwegpaletten, werden von vielen Firmen sehr günstig oder gar geschenkt angeboten.

Ganz oben wird das Hotel mit Ziegeln abgedeckt.
Damit das Regenwasser gut ablaufen kann, wird für die Ziegel oder die Dachpappe eine Auflattung nötig.

Wie baut man das Insektenhotel aus Paletten?

Mit diesen Schritten können Sie Ihr Insektenhotel bauen:

  1. Stapeln Sie fünf bis sechs Paletten aufeinander.
  2. Die oberste Palette wird mit Ziegeln oder Dachpappe regendicht gemacht. Dabei muss etwas aufgelattet werden, damit das Regenwasser in eine Richtung ablaufen kann. Das heißt, dass Sie eine Schräge herstellen.
  3. Nun können Sie die Zwischenräume der Paletten von mehreren Seiten mit Nistmaterialien bestücken. Welche Materialien sich dafür eignen, lesen Sie weiter unten.

Natürlich müssen es nicht unbedingt Paletten sein, ein ähnliches Upcycling ist auch mit alten Obst- oder Weinkisten möglich.

Materialien zum Befüllen des Insektenhotels

Die einzelnen Stockwerke des DIY-Insektenhotels sollten mit verschiedensten Materialien bestückt werden, um die individuellen Bedürfnisse der Insekten zu befriedigen. Denn nicht nur Wildbienen und Hummeln wollen ein Zimmer buchen, sondern auch Florfliegen, Ohrkneifer, Schwebfliegen, Marienkäfer und Laufkäfer sind an einer Unterkunft interessiert.

Die Zwischenräume werden mit verschiedenen Materialien befüllt.
Die verschiedensten Materialien machen das Hotel für unterschiedlichste Besucher attraktiv.

Insektenhotel bauen mit Hohlziegeln/Gitterziegeln

Die Löcher der Hohlziegel werden nur angenommen, wenn sie entsprechend befüllt sind. Nutzen Sie dafür Schilfhalme und hohle Pflanzenstängel. Füllen Sie außerdem einen Teil der Löcher mit etwas Lehmputz. Bevor er ganz aushärtet, bohren Sie mit einer Stricknadel ein paar Löcher hinein. Diese Wohnungen werden gerne von verschiedenen Mauerbienen und Lehmwespen angenommen. Die Mauerbienen sind allein lebende Solitärbienen, von denen es bei uns etwa 50 Arten gibt.

Insektenhotel bauen mit Schilfhalmen oder Bambusrohr

Halme und markhaltige Pflanzenstängel (wie Holunder und Königskerze) werden gebündelt, mit Blumendraht zusammengebunden und in Blumentöpfen oder Blechdosen fixiert, damit sie nicht von Vögeln herausgezogen werden können. Der Durchmesser sollte so gewählt sein, dass das Bündel in die Zwischenräume der Paletten passt. Die Löchertiefe der Halme sollte acht bis zehn Zentimeter betragen. Deshalb müssen eventuell beim Bambus Verhärtungen im Stängel (Halmknoten) durchbohrt werden. Achten Sie zudem darauf, dass die Halme eine saubere Schnittkante besitzen, denn an den Fasern können die Flügel der Wildbienen beschädigt werden. Auch die Zwischenräume zusammengerollter Wellpappe werden gerne angenommen. Viele Wildbienenarten und Grabwespenarten suchen sich in solchen Bündeln den geeigneten Nistplatz.

Insektenhotel bauen mit getrockneten Baumscheiben und Hölzern

Hier bohren Sie Löcher mit verschiedenen Stärken (zwei bis zehn Millimeter) hinein, damit es sich unterschiedliche Insekten gemütlich machen können. Bohren Sie so tief, wie die Bohrerlänge ausreicht, aber mindestens sechs bis zehn Zentimeter. Achten Sie darauf, dass Holzfasern die Bienen nicht am Einschlüpfen hindern! Stammscheiben mit Bohrungen ins Hirnholz sind nicht so optimal wie Hölzer, bei denen die Bohrungen quer zur Holzfaser ausgeführt wurden. Außerdem sind Harthölzer besser geeignet als Nadelhölzer. Von den fast 600 Wildbienenarten in Deutschland freuen sich sehr viele über die vorgefertigten Bohrlöcher, beispielsweise Maskenbienen, Löcherbienen, Mauerbienen, aber auch solitär lebende Wespen.

In den lehmtöpfen sind kleine Löcher für die Insekten.
Vor der Aushärtung noch ein paar Löcher einstechen.

Insektenhotel bauen mit Lehmputz oder Ton

Mit dem Material aus dem Bau- oder Bastelgeschäft können Sie auch Dosen oder Blumentöpfe befüllen und vor dem Aushärten mit verschieden großen Löchern (drei bis sechs Millimeter) versehen. Nutzen Sie dazu unterschiedlich große Stricknadeln oder Nägel. Eine ganze Reihe von Wildbienenarten und Solitärwespen finden solche Hohlräume sehr attraktiv für ihre Eiablage.

Insektenhotel bauen mit Stroh oder Holzwolle

Diese werden gerne von Florfliegen angenommen. Da sie sich von rötlichen Farben angezogen fühlen, eignen sich damit ausgestopfte Tontöpfe. Aber auch Marienkäfer, Ohrwürmer und andere Käfer suchen gerne solche Plätze auf.

Insektenhotel bauen mit Kiefern- und Fichtenzapfen

Drücken Sie diese in Behälter oder verkeilen Sie sie zwischen den Paletten. Solche Zapfen werden gerne von Marienkäfern und Ohrwürmern als Unterschlupf angenommen.

Insektenhotel bauen mit dünnen Ästen, Reisig, Rindenstücken und Heu

Das alles eignet sich als Füllmaterial, um andere Nisthilfen (wie Bruthülsen) in der Palette zu fixieren. Auch leere Schneckenhäuser eignen sich als Füllmaterial und werden gerne von Wildbienen angenommen.

Insektenhotel bauen mit morschem Holz

Dieses ist besonders attraktiv für die Blattschneiderbiene und die Holzbiene. Auch Steinbienen, Wespen und verschiedenste Holzkäfer nutzen Totholz und Faulholz.

Sobald die Hotelzimmer eingerichtet sind, müssen Sie nur noch auf die Gäste warten. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Bauen Ihres Insektenhotels.

 

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