Müllbeutel – Sorten und Nachhaltigkeit im Vergleich

Im Jahr 2016 lag der weltweite Verbrauch an Kunststoff laut einer Meldung des Umweltbundesamts bei 348 Millionen Tonnen. Über 18 Millionen Tonnen davon entfielen auf den Verpackungsabfall in Deutschland. Dazu zählen mitunter auch Plastiktüten und Müllbeutel. Das Problem: Nicht jeder Kunststoffabfall wird recycelt. Um genau zu sein, waren es 2016 gerade mal knapp die Hälfte der Kunststoffverpackungen. Zwar sind Plastiktragetüten in Supermärkten und Co. entweder gar nicht mehr oder nur gegen eine Gebühr erhältlich. Der Müllbeutel aus Plastik kommt jedoch noch in vielen Haushalten zum Einsatz. Und nicht nur die Plastikbeutel auf Erdölbasis sind schädlich für die Umwelt – auch jene aus Bioplastik oder Papier können die Umwelt negativ beeinflussen.

Müllbeutel – Plastik, Bio-Plastik, Papier

Die Erfindung des Müllsacks wird zurück in die 1950er-Jahre datiert. Spätestens ab den 70ern gab es ihn in Deutschland flächendeckend. Heute haben Verbraucher und Verbraucherinnen die Qual der Wahl: Material und Größe der verschiedenen Varianten des Abfallbehältnisses. Doch Beutel ist nicht gleich Beutel. Die folgenden Mülltüten zählen zu den gängigsten Modellen:

  • Plastik-Müllbeutel: Sie werden aus Erdöl hergestellt und sind im Grunde nichts anderes als Plastiktüten.
  • Bio-Müllbeutel: Die Abfalltüten bestehen aus sogenanntem Bio-Plastik. Für die Herstellung werden unter anderem pflanzliche Rohstoffe wie Mais, Kartoffeln oder Zuckerrüben verwendet. Diese stärkehaltigen Stoffe ersetzen den Kohlenstoff, wie er in Plastik-Müllbeuteln vorkommt.
  • Papier-Mülltüte: Diese Sorte von Müllbeuteln besteht entweder aus Frischfasern oder aus recyceltem Papier.
Eine rote Plastiktüte liegt in der Wiese.
Plastiktüten reißen zwar nicht so schnell, doch hat ihre Haltbarkeit auch zur Folge, dass sie sich nicht zersetzen.

Eigenschaften von Müllbeuteln: Abbaubar, reißfest oder schmierig

Je nach Material haben die Müllbeutel unterschiedliche Eigenschaften. Diese sorgen dafür, dass sich einige Abfallbeutel für manche Begebenheiten besser eignen als andere. Papiermülltüten sind beispielsweise nicht reißfest. Sie weichen bei der Aufbewahrung von feuchtem Abfall auf. Das ist vor allem unpraktisch für jene, die auf dem „Sprung nach draußen“ kurz den Müll hinausbringen wollen. Gleichzeitig sammelt sich dadurch häufig Feuchtigkeit auf dem Boden des Mülleimers. Das Reißen des neuen Müllbeutels ist somit absehbar.

Bio-Müllbeutel sind zwar stabiler. In Berührung mit Nässe werden gerade die Modelle mit Maisstärke allerdings oft schmierig. Das liegt am Material: Die im Beutel verarbeitete Stärke löst sich mit der Feuchtigkeit und bildet einen glitschigen Film. Müllbeutel aus Plastik hingegen sind zwar reißfest und tragen nahezu alle Abfälle sicher in sich. Die Zersetzung einer Plastiktüte dauert allerdings laut einer Meldung der Deutschen Umwelthilfe bis zu 100 Jahren, wenn die Tüte nicht recycelt wird.

Wann zersetzen sich Müllbeutel?

Sind Müllbeutel aus Plastik ganz klar als umweltschädlich einzuordnen, ist das Bild bei Bio-Müllbeuteln diffuser. Ihre Zersetzung findet nur unter ganz bestimmten Feuchtigkeits- und Temperaturbedingungen statt. Darüber hinaus dauert die Verrottung der Bio-Variante laut Stiftung Warentest etwa zwölf Wochen. So werden Bio-Müllbeutel von städtischen Kompostieranlagen häufig händisch aus dem Kompost oder Bio-Müll aussortiert und landen im Restmüll. Denn die Anlagen in Deutschland sind in der Regel auf eine effektive und damit schnelle Kompostierung von sechs Wochen ausgelegt. Deshalb bitten die meisten Entsorgungsunternehmen darum keine Bio-Müllbeutel in die Bio-Tonne zu werfen. Man kann sie jedoch auf den heimischen Kompost werfen. Hier sollten sie in den meisten Fällen ausreichend Zeit haben vollständig zersetzt zu werden. Um zu prüfen, ob der eigene Komposthaufen auch wirklich mit Bio-Müllbeuteln klar kommt, hilft nur ausprobieren.

Nahaufnahme eines Komposts.
Manche Müllbeutel zum Beispiel aus Papier zersetzen sich problemlos im eigenen Kompost.

Abbauen oder zerfallen

Im Gegensatz zu Müllbeuteln aus Plastik oder Bio-Plastik sind Papiertüten biologisch abbaubar. Das heißt, dass Mikroorganismen das Material in seine elementaren Bestandteile zersetzt. Dazu zählen beispielsweise Kohlen-, Sauer- und Wasserstoff. Dabei bestimmt nicht die Rohstoffbasis, ob das Material biologisch abbaubar ist. Die chemische Struktur ist ausschlaggebend.
Aus diesem Grund sind Müllbeutel aus Papier die einzigen der genannten Varianten, die in die Biotonne wandern dürfen. Konventionelle Kunststoffe zerfallen: Das heißt, sie lösen sich in immer kleinere Elemente auf. Dieser Vorgang wird beispielsweise durch Salz, UV-Strahlung, spezifische Temperaturen oder Druck ausgelöst. Die zerfallenen Partikel finden dann als Mikroplastik Eingang in die Umwelt. Es macht also einen großen Unterschied, ob eine Mülltüte biologisch abbaubar ist oder sich zersetzt.

Nachhaltige Müllbeutel

Es ist kein Geheimnis: Abfalltüten aus normalem Plastik belegen den letzten Platz auf der Nachhaltigkeits-Liste der Müllbeutel. Neben ihrer schlechten Ökobilanz durch die Produktion und den Basisstoff Erdöl sind die Plastikbeutel zusätzlich nicht biologisch abbaubar. Doch wie steht es um Müllbeutel aus Bioplastik oder Papier?
Auch Papiermülltüten belasten die Umwelt. Die Herstellung derselben aus Frischfasern benötigt sehr viel Wasser und Energie. Darüber hinaus werden pro Kilogramm Frischfaserpapier in etwa 2,2 Kilogramm Holz benötigt, wie die Tropenwaldstiftung OroVerde in einer Publikation schreibt. Dieses wird häufig importiert, was insgesamt zu einer schlechten CO2-Bilanz führt. Mit Tüten aus Recyclingpapier sind Verbraucher und Verbraucherinnen schon wesentlich besser gestellt: Der Energie- sowie Wasserverbrauch bei der Herstellung von Papiertüten aus recyceltem Material beträgt nur einen Bruchteil von dem der Frischfaserproduktion.

Die Ökobilanz von Müllbeuteln aus Bio-Plastik ist ebenfalls als schlecht zu bewerten. Zwar basieren die Tüten mitunter auf nachwachsenden Rohstoffen. In einer Publikation erklärt das Umweltbundesamt: Ob die Tüte auch biologisch abbaubar ist, können Verbraucherinnen und Verbraucher letztlich dadurch nicht erkennen. So ist auf den Beuteln aus Bioplastik gegebenenfalls die Produktion aus nachwachsenden Rohstoffen gekennzeichnet. Der Rückschluss auf eine biologische Abbaubarkeit der Tüte ist damit aber nicht zwangsläufig möglich. Auch die Produktion birgt dafür andere Umweltbelastungen wie beispielsweise die Überdüngung der Böden für den Anbau der Pflanzen. Dies führt mitunter zur Versauerung des Bodens.

Nachhaltige Alternativen

In einem Beitrag zum Thema Bio-Müllbeutel auf quarks.de werden Müllbeutel aus recyceltem Polyethylen als umweltfreundliche Varianten für Abfallbeutel genannt. Im Vergleich zu Produkten aus neuwertigem Polyethylen weisen sie eine deutlich bessere Ökobilanz auf. Aus diesem Grund sind Beutel aus recyceltem Polyethylen auch mit dem Blauen Engel gekennzeichnet.

Allerdings gilt auch in Sachen Müllbeutel, was für alle Bereiche eines nachhaltigen Lebens Gültigkeit hat: Die umweltfreundlichste Variante, ist der Verzicht auf eine Ware oder ein Gut. Und früher ging das doch auch: Bevor Abfallsäcke aus Papier, Bio-Plastik oder normalem Plastik auf den Markt kamen, wurde auf den Boden von Mülleimern lediglich altes Papier oder Zeitungen platziert. So wurde die Ablagerung von Müllresten beim Leeren der Eimer verhindert. Experten und Expertinnen empfehlen somit, am besten gar keine Müllbeutel zu verwenden.

Schreiben Sie einen Kommentar

* Diese Felder sind Pflichtfelder.